Italien mit dem Zug zu entdecken, ist für viele Reisende eine besonders reizvolle Möglichkeit, das Land auf entspannte und authentische Weise kennenzulernen. Für mich war es das erste Mal, dass ich eine italienische Zugfahrt unternahm – genauer gesagt: mit Trenitalia von Rom nach Terni. Diese scheinbar einfache Verbindung stellte sich als unerwartet angenehmes Erlebnis heraus, das ich gerne mit dir teile.
1. Die Entscheidung für den Zug
Alles begann mit der Entscheidung, wie ich von Rom aus in die Region Umbrien reisen sollte. Zwar hätte man auch ein Auto mieten oder einen Fernbus nehmen können, doch ich wollte das Abenteuer mit dem Zug wagen – nicht nur der Umwelt zuliebe, sondern auch, weil ich Italiens Bahnkultur selbst erleben wollte. Außerdem liegt Terni nicht allzu weit entfernt von Rom, also erschien mir der Zug als ideale Lösung: unkompliziert, schnell und preiswert.
Ich plante meine Fahrt einige Tage im Voraus und suchte online nach Verbindungen. Die offizielle Website von Trenitalia ist gut strukturiert, und man kann bequem Start- und Zielbahnhof eingeben, Datum und Uhrzeit auswählen und aus den angezeigten Optionen wählen. Es gibt sowohl langsamere Regionalzüge als auch etwas schnellere Regionale Veloce-Verbindungen, wobei sich beide preislich kaum unterscheiden. Ich entschied mich für einen Regionale Veloce, der nur wenige Zwischenhalte hatte und die Strecke in etwa 1 Stunde und 20 Minuten bewältigen würde. Das Ticket kostete weniger als zehn Euro – ein echter Vorteil gegenüber einem Mietwagen oder Fernbus.

2. Der Beginn der Reise: Roma Termini
Am Tag der Reise kam ich rechtzeitig am Bahnhof Roma Termini an, der zentral und gut angebunden ist. Dieser Bahnhof ist einer der größten in Europa und empfängt täglich Tausende von Reisenden. Trotz seiner Größe ist er gut organisiert, auch wenn er auf den ersten Blick überwältigend wirken kann. Die digitalen Anzeigetafeln in der Haupthalle liefern alle nötigen Informationen über Abfahrten, Zugnummern, Gleise und Zielorte. Da bei Regionalzügen oft nicht jede Zwischenstation angegeben wird, muss man auf den Endbahnhof achten – in meinem Fall war es Foligno.
Nachdem das Gleis bekannt war, begab ich mich dorthin und stieg in den zweistöckigen Zug ein. Ich hatte keinen reservierten Platz, da Regionalzüge in Italien meist ohne Platzreservierung funktionieren. Wer früh genug einsteigt, hat aber gute Chancen, einen Fensterplatz zu ergattern – was sich auf dieser Strecke definitiv lohnt. Die Sitze waren einfach, aber bequem genug, und ich konnte mein Gepäck problemlos verstauen.
3. Die Zugfahrt: Ruhe und wunderschöne Landschaft
Der Zug fuhr pünktlich ab, was ich angesichts des römischen Trubels fast nicht erwartet hätte. Schon nach wenigen Minuten ließ man die Hektik der Großstadt hinter sich, und die Landschaft begann, sich zu verändern. Die Route führt durch die Region Latium in Richtung Umbrien – eine Reise durch sanfte Hügel, Olivenhaine, kleine Dörfer und historische Orte. Besonders beeindruckend war die Passage durch Orte und die Nähe zu Narni, einer der ältesten Städte Umbriens. Man spürt auf dieser Strecke förmlich die Geschichte, die in Italien überall präsent ist – selbst auf einer schlichten Bahnfahrt.
Was mich positiv überrascht hat, war die angenehme Ruhe im Zug. Kein störender Lärm, keine lauten Gespräche – nur das sanfte Rattern der Räder auf den Schienen und gelegentlich ein kurzer Halt an einem der kleinen Bahnhöfe. Die anderen Fahrgäste waren eine bunte Mischung: Einheimische Pendler, Studenten, Touristen mit Rucksäcken, ältere Damen mit Einkaufstaschen. Ich hatte das Gefühl, nicht einfach nur zu reisen, sondern ein Stück italienischen Alltags mitzubekommen.
Im Zug selbst gab es keine großen Extras – kein Bordrestaurant, kein WLAN –, aber man braucht das auch nicht auf so einer kurzen Strecke. Die Aussicht aus dem Fenster war mehr als genug. Besonders im letzten Drittel der Fahrt, als wir die Grenze nach Umbrien überquerten, wurde die Landschaft noch grüner, die Hügel sanfter und die Architektur ländlicher. Hier zeigt sich Italien von seiner ruhigeren, fast melancholischen Seite.
4. Ankunft in Terni: Ein ruhiger Charme
Als wir in Terni einfuhren, war ich fast ein wenig traurig, dass die Fahrt schon vorbei war. Der Bahnhof von Terni ist klein, aber ordentlich. Er liegt nahe am Stadtzentrum, das man entweder zu Fuß oder mit dem Bus erreicht. Direkt vor dem Bahnhof gibt es eine übersichtliche Haltestelle, von der aus man problemlos weiterkommt. Ich hatte ein kleines B&B im Zentrum gebucht, zu dem ich in weniger als 20 Minuten zu Fuß gelangte.
Terni selbst ist nicht unbedingt auf jeder Italienreise-Liste zu finden, aber gerade das macht den Reiz aus. Die Stadt hat eine interessante Mischung aus Industriegeschichte und historischen Sehenswürdigkeiten. Besonders bekannt ist sie für den Wasserfall „Cascata delle Marmore“, ein künstlich angelegter Wasserfall aus römischer Zeit, der mit 165 Metern zu den höchsten in Europa zählt. Ich besuchte ihn am nächsten Tag mit dem Bus – die Fahrt dauerte nur etwa 20 Minuten. Der Anblick war beeindruckend: tosende Wassermassen, grüne Schluchten, Wanderpfade und atemberaubende Aussichten. Ein Muss für Naturliebhaber!
5. Entdeckungen in Terni und Umgebung
Neben dem berühmten Wasserfall gibt es in Terni noch einige andere Sehenswürdigkeiten, die einen Besuch wert sind. Ich schlenderte durch die Altstadt und entdeckte charmante Plätze wie die Piazza Tacito, die mit einem Brunnen geschmückt ist. Besonders interessant fand ich die Basilika San Valentino, die dem heiligen Valentin gewidmet ist – einem der bekanntesten Heiligen in Italien. Die Stadt ist auch ein beliebter Ort für Wanderungen, insbesondere im Parco Fluviale del Nera, einem Naturpark, der sich ideal für Outdoor-Aktivitäten eignet.
Für einen Ausflug in die Umgebung ist Terni ebenfalls ein guter Ausgangspunkt. Ich nahm einen Zug nach Spoleto, eine historische Stadt mit einer beeindruckenden Festung und schönen Altstadtgassen. Spoleto ist nur eine halbe Stunde entfernt, also perfekt für einen Tagesausflug. Auch die nahegelegene Stadt Narni, die man aus der „Chroniken von Narnia“-Reihe kennt, ist sehenswert. Hier kann man auf den Spuren der Römer wandeln und durch das mittelalterliche Zentrum spazieren.

6. Rückfahrt nach Rom: Wieder mit Trenitalia
Zwei Tage später machte ich mich auf den Rückweg. Ich kaufte mein Ticket erneut online, wählte wieder einen Regionale Veloce, diesmal nach Rom Tiburtina. Auch diese Fahrt verlief problemlos – sauberer Zug, pünktliche Abfahrt, entspannte Mitreisende. Der Zug war diesmal etwas voller, da es ein Sonntag war. Dennoch fand ich schnell einen Sitzplatz.
Die Rückfahrt war ähnlich angenehm wie die Hinfahrt, aber mit dem zusätzlichen Vorteil, dass ich nun schon wusste, was mich erwartet. Der Zug war ein perfektes Mittel, um schnell und bequem wieder nach Rom zu kommen, wo ich meinen letzten Abend in Italien verbrachte.
7. Ein tolles Erlebnis
Meine erste Fahrt mit Trenitalia war eine durchweg positive Erfahrung. Alles verlief reibungslos, der Service war gut, und ich fühlte mich sicher und willkommen. Die Kombination aus effizienter Organisation und wunderschöner Landschaft macht Bahnreisen in Italien zu einem echten Geheimtipp. Es war nicht nur ein Transportmittel, sondern ein Teil des Reiseerlebnisses selbst.
Ich hätte nie gedacht, dass eine einfache Regionalzugfahrt so viel Freude bereiten könnte – doch genau das ist es, was das Reisen so besonders macht. Man entdeckt nicht nur Orte, sondern auch ein Stück Lebensgefühl. Wenn du also das nächste Mal in Italien bist, solltest du auf jeden Fall eine Zugfahrt einplanen – es ist eine der besten Möglichkeiten, das Land zu erleben.